Auszüge aus der Einführung zum Liederabend:

Die Kombination von Stimme und Klavier ist etwas besonderes. Das Klavier kann mehrere Töne auf einmal spielen. In der Wahrnehmung erzeugen wir daraus noch viel mehr als das, was eigentlich physikalisch erklingt: wir ergänzen Harmonietöne und wir hören Bindungen, wo physikalisch keine sind. Diese Liste ließe sich fortschreiben.

Über die Stimme brauchen wir nicht viel mehr zu sagen, als dass sie uns vom Wesen her vertraut und verwandt ist. In der Kombination von Stimme und Klavier begegnet uns das intimste und kleinste Solistenkonzert mit Orchester, und diese Form wurde niemals besser realisiert als im deutschen Kunstlied.

Die Melodie des ersten Liedes »Seit ich ihn gesehen, glaub ich blind zu sein«, also das erste Verliebtsein, greift Schumann nochmals im achten Lied, nachdem die Singstimme endet, im Klavier auf und erzeugt so einen Bogen. In der musikhörenden Seele wird der gesamte Zyklus dadurch als eine Einheit wahrgenommen. Das ganze von Liebe erfüllte Leben einer Frau in einen 17-minütigen Zyklus und dann zum Schluss in eine einzige Einheit zu bringen: das kann nur Musik. Und das können wir vielleicht irgendwie denken. Aber in Wirklichkeit müssen wir es hören.

[Felix Uehlein]