Die Reformation in Münster scheiterte Anfang 1534 im Streit zwischen dem Stadtrat und dem Reformator Bernd Rothmann, der sich der radikalreformatorischen niederländischen Täuferbewegung anschloß, und endete in der Theokratie. Das war in der Theologie Rothmanns von vornherein angelegt: der Vorrang der religiösen Wahrheit vor praktischen politischen Erwägungen findet sich schon in den Konflikten um die Einhührung der neuen Lehre. Gepaart mit ausgeprägtem Sendungsbewußtsein, biblizistisch und zugleich spiritualistisch geprägter Theologie und apokalyptischer Naherwartung, suchten die Täufer eine ideale christliche Gemeinde zu formieren und sich auf das Gottesgericht vorzubereiten. Ihr Denken ist dem moderner fundamentalistischer Bewegungen durchaus verwandt.