In der Entfaltung der altkirchlichen Ostertheologie kommt Origenes (gest. nach 250) eine Sonderstellung zu: einerseits sind von ihm die mit Abstand umfangreichsten Äußerungen zum Thema aus vornicaenischer Zeit erhalten; andererseits fügt sich sein anspruchsvolles Verständnis nur sperrig in das von anderen frühchristlichen Autoren gebotene Bild. Aus Gründen exegetischer Logik genauso wie aufgrund philologischer Erkenntnisse lehnt Origenes die traditionelle Passionstypologie des Pascha ab; als Ersatz bietet er eine allegorische Auslegung des alttestamtentlichen Pesachgesetzes, die zwar den Anspruch des biblischen Gesetzes in erstaunlicher Konsequenz wahrt, allerdings um den Preis einer weitgehenden Desemantisierung der darin genannten Vollzüge. Das alttestamentliche Pascha gehört für Origenes genauso wie die Passion Christi und auch die Liturgie der Kirche zur sensiblen Wirklichkeit, die es in Exegese und Liturgie gleichermaßen zu transzendieren gilt; Ziel ist die Kommunikation mit dem Logos auf intellegible Weise. Vornehmstes Vehikel dazu ist die Schrift, aber auch die Eucharistie als »Fleisch des Lammes«. Der durch die entscheidende hermeneutische Differenz markierte erkenntnistheoretische Vorbehalt zwischen sensibler und intellegibler Wirklichkeit gehört ebenso konstitutiv zur Paschatheologie wie der eschatologische; beide können aber in der vom Neuen Testament – konkret von 1 Kor 5,7 – geleiteten Erkenntnis überwunden werden, in der man an der intellegiblen Wirklichkeit teilhat und so den eschatologischen Sinn des Pascha erfüllt.