Georg Friedrich Händel hat von seinen ersten Jahren in London an mit den Avantgardisten der Landschaftsgestaltung in England Verbindung gehabt, mit dem Earl of Burlington und seinem Kreis, mit Alexander Pope und anderen. Es ist nicht weit hergeholt, wenn man annimmt, daß das neue Verhältnis zur Natur, das Landschaftsmaler, Architekten oder Literaten der Zeit beseelte und das die Vermögenden antrieb, ihre Landsitze mit Parklandschaften zu umgeben, sich auch im Werk des großen Musikers niedergeschlagen hat.
Eine Bestätigung hierfür findet man am eindrücklichsten in der Ode L’Allegro, il Pensereoso ed il Moderato, die Ende 1739, in einer Zeit genereller Neuorientierung nach dem Auslaufen der vordem dominierenden Opernproduktion, entstanden ist, und zu der Händel durch zwei gebildete Musik-Dilettanten, James Harris (der die Texte aus den Zwillingsgedichten L’Allero und Il Penseroso von John Milton für Händel ausgewählt hat) und Charles Jennens (der den Text für den Il Moderato überschriebenen Schlußteil des Werkes beigesteuert hat) angeregt worden ist.
Das mit Hörübungen verbundene Referat versuchte eine Interpretation verschiedener Einzelstücke des Werkes, in denen von Landschaft und Natur die Rede ist. An drei ausgewählten Arien (Let me wander, not unseen; Oft on a plat of rising ground; Sweet Bird, that shun'st the noise of folly) sollte nachvollzogen werden, wie die Komposition Händels, angeregt durch die erstaunlich »modernen« Texte Miltons, hier über musikalische Genremalerei hinausgelangt (die im Arien- und Chorsatz O let the merry bells ring round vertreten war) und beginnt, der Empfindung des Menschen vor der Natur und seinem »Zwiegespräch« mit ihr musikalisch Gestalt zu geben. Im Vergleich der Arie Sweet bird mit einem anderen Stück mit Vogel-Imitation, der Arie Augelletti, que cantate aus Händels fast 30 Jahre früher entstandenen Oper Rinaldo, wurde ein ähnlicher Stilkontrast erkennbar, wie der zwischen dem »englischen« und dem alten Barockgarten.