Während seines Studiums in Köln ließ sich 1561 der münsterische Patrizier Bernhard Schenckinck (um 1537/38 – 1597) ein Stammbuch anlegen. Eines der ältesten Stammbücher Kölner Studenten überhaupt, enthält es neben Wappenzeichnungen und Widmungen adeliger Studienfreunde zahlreiche Sinnsprüche und Rätsel, vor allem aber 42 Seiten mit Lautentabulaturen.
Seine historische Bedeutung ist erheblich. Als Schenckinck in Köln studierte, war die Universität im Umbruch: kurz zuvor hatten die Jesuiten eine der »Bursen« zum »Gymnasium Tricoronatum« umgeformt. Ihm gehörte wahrscheinlich auch Schenckinck an: jedenfalls fin-den sich mehrere prominente Jesuitenschüler unter seinen Freunden. Neben der Formung glaubensstrenger Persönlichkeiten kam aber der – wenn auch nur privat genossene – Musik-unterricht für die adeligen Schüler nicht zu kurz. Ihre Musikpraxis wird mit dieser Lauten-musik erstmals greifbar: lockere und unterhaltsame Verse etwa aus Ovids »Liebeskunst«, Rätsel und Sinnsprüche, oft mit erotischen Anspielungen gewürzt.
Bernhard Schenckinck stammte aus einer Erbmänner-(münsterischer Patrizier-)familie und erhielt schon 1564 eine Präbende als Kanoniker am Stift St. Mauritz vor den Mauern Münsters. Schon 1566 wählte man ihn zum Dechanten, dem Leiter des Stifts, wo er eine wichtige Rolle im sog. »Erbmännerprozess« spielte, den sein Bruder Dr. jur. Johann Schenckinck seit 1557 um eine Dompräbende zu Münster führte – das Domkapitel bestritt ihm die adelige Ebenbürtigkeit. Der Prozess verschränkte sich mit dem Kampf um die Konfession im Bistum Münster. Der Prozess endete erst 1685/1717 mit dem Sieg der Erbmänner.
In das Streben nach adeliger Ebenbürtigkeit ordnet sich auch das Stammbuch mit seiner Musik, seinen Bildern und seinen Sprüchen ein: von einer CD vorgespielt und mit flotten Sprüchen gewürzt, gab es einen Einblick in studentische Musikkultur und in die Gebrauchspoesie des Humanismus.