»Der Pommersfeldener Kreis setzt sich auseinander mit Fragen zur Geschichtlichkeit der Beziehungen von Glaube, Kunst und Umweltgestaltung und ist ein Forum der Information und Diskussion.«

Die Zusammenfassung der Arbeit des Kreises unter diesem Thema geschah zu einer Zeit, in der die Auffassung der Phänomene von Glaube, Kunst und gestalteter Welt in ihrer Geschichtlichkeit selbstverständlich schien - Praxis des Kreises war die geschichtliche Auffassung und Betrachtung von Anfang an, schon seit den frühen fünfziger Jahren, als eine vielfältige musische Betätigung den Hauptinhalt der gemeinsamen Wochen ausmachte. Es scheint nicht müßig, die Geschichtlichkeit heute eigens zu betonen. Nicht etwa nur in Überlegungen, die sich selbst als Handlungsanweisungen im Zusammenhang fixierter Zwecke und vorgegebener Ziele verstehen oder eine geltende Lebenspraxis verallgemeinern, sondern nicht weniger in der Theorie, findet sich gegenwärtig ein blinder Zug in die Unmittelbarkeit: so als könne das, was nicht unmittelbar aus sich ist und nicht für sich besteht - unsere Lebenswelt in allen ihren Momenten - im unmittelbaren Für-sich-Sein begriffen, gar bewältigt werden.

Dies gilt z.B. für Bereiche der Theologie, der Theorie und Rezeption der Kunst, als auch der Philosophie der Gesellschaft, der Ökologie und der Handlungstheorie. Nur das unmittelbar Empfundene und das sogenannte Aktuelle und nur der Zusammenhang der Gleichzeitigkeit werden für wirklich anerkannt. Im Gegenzug gegen diese Tendenz scheint es wichtig, in Praxis und Theorie festzuhalten, daß wir jetzt, gerade jetzt, nicht nur aus dieser Zeit stammen und daß wir hoffen, auch in eine andere zu gelangen. Glaube, Kunst und Umweltgestaltung in ihren Beziehungen umgreifen einen relativ begrenzten oder fast anmaßend großen Ausschnitt unseres Lebens. Glaube meint: christlicher Glaube verschiedener Denomination. Zu ihm gehört die Auseinandersetzung mit den Erscheinungen und den bestehenden Verhältnissen der Lebenswelt und in ihnen mit dem Christlichen.

Die Beziehungen von Glaube, Kunst und Umweltgestaltung werden in den einzelnen Vorträgen und Beiträgen nicht immer ohne weiteres einsehbar sein, und dies nicht ohne Grund. Die Erarbeitung eines Musikwerks z.B. wird sich zunächst auf die Darstellung konzentrieren, wenn sich aus dem Werk selbst nicht schon eine nähere Verbindung zu einem spezifisch christlichen Inhalt ergibt; sonst wird das Werk überformt, und es ist nicht von ihm, sondern von etwas anderem, Zurechtgemachten die Rede. Die Reflexion von Regeln ökologischen Handelns und politischer Praxis geht unmittelbar das Thema der gestalteten Welt an, wird aber erst über das menschliche Selbstverständnis, das in ihnen zum Ausdruck kommt, mit Christlichem vermittelbar sein. Die differenzierten, eigenständigen, ja divergierenden Einzelbereiche der modernen Lebenswelt verbieten es, in der einzelnen Erscheinung ohne weiteres die angestrebten Beziehungen herstellen zu wollen, will man ihnen gerecht werden. Selten wird ein einzelner Sachverhalt, ein einzelnes Werk, von sich aus, ohne die Anstrengung weiterführender Vermittlung die Beziehungen selbst anschaulich zum Ausdruck bringen.

Die Beziehungen von Glaube, Kunst und gestalteter Welt zeigen sich somit in wechselseitiger Erhellung erst unserem vermittelnden Begreifen.