Im ersten Teil seines Vortrags entfaltet der Autor unter drei „K’s“ drei zentrale Kriterien für „modernen Unterricht“: Die heutige Didaktik geht als Allgemeine Didaktik wie auch als Fachdidaktik Philosophie von einer konstruktivistischen Lerntheorie aus. Im Gegensatz zu veralteten ‚Trichtertheorien’ ist im Sinne des ersten „K’s“ der Lernprozess als im Wesentlichen aktives Geschehen seitens des Lernenden zu begreifen. Nach dem Maßstab der „Viabilität“ konstruiert er mit seinen Mitschülern seine Sicht auf die Wirklichkeit, die damit immer seine Wirklichkeit ist. Problemorientierung und Schüleraktivierung sind daraus resultierende didaktische Maximen. Konstruktion wird hier nicht im Sinne eines radikalen Konstruktivismus begriffen, sondern als sozial vermittelte bzw. interaktionistische Ko-Konstruktion. Entsprechend werden heute - das meint das zweite „K“ - kooperative Lernformen, etwa nach dem Muster „think, pair, share“ bevorzugt. Um zu berücksichtigen, dass sich heute die relevanten Wissensbestände in immer kürzerer Zeit überholen, werden gegenwärtige Bildungsziele als kompetenzorientiert gefasst. Es soll dabei um die Befähigung zu Problemlösungen in wechselnden Situationen gehen. Was aber genau unter Kompetenz - das dritte „K“ - zu verstehen ist, ist in der bildungspolitischen und didaktischen Fachdiskussion noch sehr umstritten.

Die zentrale Vortragsthese lautete: Kant hat bereits in seinen explizit und implizit didaktischen Überlegungen wichtige Grundlagen einer so verstandenen modernen Didaktik vorformuliert und grundgelegt. Als Begründung der These dienen zum einen die weithin bekannten didaktischen Passagen aus Kants Vorlesungsankündigung für das Wintersemester 1765/1766 wie auch auf entsprechenden Stellen aus der Kritik der reinen Vernunft. Danach weist Kant die Anmaßung zurück, man könne „Philosophie“ lernen. Möglich (und nötig) zu lernen sei vielmehr das „Philosophieren“. Dieses Prinzip bringt fachdidaktisch zur Geltung, was Kant mit seinem „sapere aude“ allgemein unter Aufklärung versteht. Wichtiger noch als die direkte Aufforderung Kants, man solle philosophieren lernen, wertet der Autor drei Maximen Kants als didaktisch relevant und aktuell. Diese im Kantischen Schrifttum mehrmals begegnenden Maximen sind bedeutsam, denn sie gelten etwa als „Allgemeine Regeln und Bedingungen der Vermeidung des Irrthums“ oder gar als „unwandelbare[.] Gebote[.]“ „[f]ür die Klasse der Denker“. Sie lauten: „1. Selbst denken. 2. Sich (in der [Gemeinschaft] Mitteilung mit Menschen) in die Stelle jedes anderen zu denken. 3. Jederzeit mit sich selbst einstimmig zu denken.“ Die erste Maxime, die dem ersten „K“ entspricht, fügt sich problemlos in den unter anderem durch die Kopernikanische Wende begründbaren Aufklärungsimpuls „sapere aude“. Die zweite Maxime ist weit weniger selbstverständlich, denn sie rekurriert auf die Intersubjektivität der Vernunft, die dieser mit Blick auf Kant häufig abgesprochen wird. Er aber verweist ausdrücklich auf den Dialog als Mittel zur Vermeidung von Irrtümern und legitimiert damit implizit kooperative Lernformen. Noch weniger wird, so eine These des Autors, die dritte Maxime angemessen gewürdigt. Vielfach wird sie lediglich als Aufforderung zu logischer Konsistenz verstanden. Als Maxime der „Vernunft“ ist sie aber weit mehr als eine Aufforderung zur Persönlichkeitsbildung bzw. zur – wohl verstandenen – Kompetenzbildung zu interpretieren.