In der Diskussion um Kunst und Natur, im Nachdenken über Positionen, die Künstler in der aktuellen Debatte über Natur- und Landschaftserfahrung einnehmen, kann ein Blick auf Werke der »Land Art« neue Sichtweisen eröffnen. Die Auseinandersetzung der Künstler mit der Landschaft hat eine lange Tradition. Sie lässt sich nicht allein in der Geschichte der Landschaftsmalerei nachweisen, sie findet sich auch in der direkten Auseinandersetzung mit gewachsenen Landschaften, deren Ausformungen und deren Geschichte. Dies beginnt bei den Heiligen Gärten der Kulturen des Zweistromlandes und reicht bis zu den heutigen Bestrebungen der Versöhnung von Industrielandschaft und Gartentradition. In den großen französischen Gärten des 16. und 17. Jahrhunderts wurde die Landschaft nach den Regeln von Maß und Zahl, nach Symmetrie und Rhythmus gegliedert. In den englischen Landschaftsparks des 18. Jahrhunderts waren es die Seherfahrungen französischer und niederländischer Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts, verbunden mit politischen Veränderungen und neuen landwirtschaftlichen Bedingungen, die die Kompositionsgrundlagen der Gärten abgaben.
Im Bereich der Land Art ist die Situation komplizierter, sind die Grenzen unklaren Es beginnt mit der gezielten Platzierung großer Skulpturen, die kleinere bis mittlere Landschaftsräume zu strukturieren vermögen, wie beispielsweise einige Werke der Münsteraner Skulpturenausstellungen, erinnert sei an Richard Longs und Donald Judds Arbeiten im Umkreis des Aasees. Es gibt den Skulpturengarten, dessen Exponate sich einmal mehr, einmal weniger stark auf den Ort und die vorgegebene Landschaftssituation beziehen. Wir kennen die riesigen, oftmals auf Fernwirkung aus dem Flugzeug abzielenden Werke einer Anzahl amerikanischer Künstler: Michael Heizer, Christo und Walter de Maria. Daneben stehen Arbeiten, die das Problem von Stadt und Land, Metropole und Einöde zum Thema machen, und solche, die sich mit jenen Landschaftsruinen befassen, die der Mensch allerorten hinterlässt. Dies ist das Thema des Amerikaners Robert Smithson. Und es gibt unterschiedliche Ansätze, der Frage nachzugehen, wie sich der Mensch in der von ihm geschaffenen Landschaft, in fremden Räumen und eingedenk seiner Geschichte, zu orientieren vermag. Dies wiederum sind Werke, die von Ortsgewißheiten und Ortsungewißheiten handeln, von Wegen und Prozessen, Erinnerungen und Mythen. In ihnen schlägt sich der Versuch nieder, im Kontinuum des Raumes und in der irritierenden Fülle der Wege, Punkte vorläufiger Dauer und kurzen Innehaltens zu markieren. Es sind in vielfacher Hinsicht transitorische Werke, die vergleichbar der Komposition alter Gärten, dem Blick und dem Weg in der Landschaft einen Ort schaffen. Zu reden ist hier von Arbeiten Richard Longs, Richard Serras und Ian Hamilton Finlays.
Dies sind die groben Konturen des Feldes, welches die Künstler der Land Art abzustecken versuchen. Im Vortrag sind diese Positionen vorgestellt und diskutiert worden. Dabei habe ich mich auf drei Schwerpunkte konzentriert. Am Beispiel des Werkes Robert Smithsons habe ich versucht, das Verhältnis von Land Art zu Landschaft und Landschaftszerstörung darzustellen. An Arbeiten Richard Serras und Richard Longs bin ich der Frage nach Ortsbestimmung und Ortserfahrung nachgegangen. An Hand einer vielzitierten Arbeit Walter de Marias wurden die Schwierigkeiten großräumiger Landschaftsarbeiten vor Augen gestellt, und am Beispiel Ian Hamilton Finlays das Problem aufgeworfen, ob und wie es möglich sein kann, sich heute auf alte Gartentraditionen neu zu beziehen. Schließlich hat ein Blick auf den Landschaftsgarten Duisburg—Nord die Frage nach Form und Funktion einer neuen Landschaftsarchitektur eröffnet, die sich mit postindustriellen Räumen auseinandersetzt.