Wenn von der Interpretation Jesu von Nazareth gesprochen wird, verwendet man normalerweise den Ausdruck »Christologie«. Wir machen uns dabei aber nicht genügend bewußt, dass hinter der griechischen Wortkomponente »Christus« das hebräische »Messias« steht. Die Messiasfrage aber spielt im Judentum eine wichtige Rolle, so dass uns jedenfalls die Frage nach der Messianität gemeinsam ist. Der Vortrag stellte einige Autoren jüdischer Denkart heraus, die je auf ihre Weise die Messiasfrage behandelt haben, um daraus zum Teil weitreichende philosophische Konsequenzen zu ziehen. Dies gilt von Ernst Bloch, von Jacob Taubes, von Walter Benjamin und besonders von Emanuel Levinas. Der Vortrag stellte ihre jeweilige messianische Position dar und brachte sie mit der christologischen Jesusinterpretation ins Gespräch. Dabei ergab sich, dass die genannten Autoren eher von der Messiasidee sprechen möchten, mit deren Hilfe sich das Menschsein auf eine absolute Zukunft hin bedenken lässt. Das Christentum bedenkt fast dieselben Fragen, tut dies aber, indem es die Messianität dem einen, Jesus von Nazareth, zuschreibt und von ihın her auf das Heil aller Menschen hofft.