Der Pommersfeldener Kreis tagt seit dem Jahr 2000 in der Barockanlage des Reichsstiftes Obermarchtal. Dieses zunächst zum Umkreis der staufischen Familie gehörige Kanonikerstift gelangte 1170 an den Orden der Prämonstratenser, der damals auf eine fünfzigjährige Geschichte zurückblickte: 1120/21 hatte der Wanderprediger Norbert von Xanten das namengebende Mutterstift Prémontré in Nordfrankreich gegründet, nicht als ein auf Selbstheiligung der Mönche zielendes Kloster, sondern als eine apostolischen Vorbildern folgende Gemeinschaft von Männern und Frauen. Die dem Leben zugrundeliegende Augustinerregel übertraf mit ihren Fasten- und Schlafentzugsgeboten zwar die Benediktinerregel an Strenge, doch ermöglichte die Lebensform des Stiftes dem Ordensgründer die Fortsetzung seiner Tätigkeit als Wanderprediger und den Stiftsherren die Seelsorge.
Als Norbert, dem die ersten Stifte zu eigen übertragen waren, 1126 zum Magdeburger Erzbischof aufstieg, gelang es seinem Nachfolger zu Prémontré, Aufsichtsrechte über Tochtergründungen durchzusetzen, dem Ordensverband eine feste Struktur zu geben und damit eine Vertrauen erweckende Kontinuität zu etablieren, so daß bis zum Ende des 12. Jahrhunderts etwa 300 Stifte und Frauenklöster dem Orden angeschlossen waren – darunter eben auch das reformbedürftige Stift Marchtal an der Donau. Während der Ordensstifter seine Ziele weder in den Stiften noch als Erzbischof realisieren konnte, entfaltete sein Reformanliegen immerhin soviel Schubkraft, um in Obermarchtal und vielen anderen Stiften bis zur Säkularisation 1803 eine lange Zeit geistlicher Blüte zu bewirken.