Zwei prinzipiell unterschiedene Paradigmen des neuzeitlichen Subjekts standen im Mittelpunkt des Vortrages. Zum einen das selbstinteressierte Individuum, wie es in der Philosophie des Thomas Hobbes konzipiert wird. Ausgangspunkt ist für Hobbes, in charakteristischer Parallele zu Descartes die Methode, von der aus, gewissermaßen unter der Kontrolle des Subjekts der Gegenstand der Untersuchung allererst erschaffen wird. Losgelöst von allen gesellschaftlichen Bedingungen und begrifflichen Einordnungen steht für Hobbes der Einzelne am Beginn. Konsequenterweise kann es diesem Einzelnen nur um eine einzige Sache gehen, nämlich um die Erhaltung seiner selbst. Dazu gehört angesichts der Bedrohung durch die vielen Einzelnen die Steigerung seiner Macht. Zusammengehalten werden die vielen schließlich nicht durch ein sittliches Bewusstsein, sondern durch die äußere Umgrenzung eines absoluten Herrschers, der ihnen als ein Dritter gegenübersteht. Es kommt zu keinem Begriff der Menschen von sich selbst, denn sie bleiben auch in der Gesellschaft dieselben unmittelbaren Wesen, die sie zu Beginn der Konstruktion bereits waren: Sie nehmen nur an sich selbst Interesse.
Ein davon prinzipiell unterschiedenes Konzept des Subjekts findet sich in Hegels Theorie der Anerkennung als Genese des Selbst. Der entscheidende Schritt für dessen Selbstwerdung ist die Unterscheidung von sich. Sie findet darin ihren Ausdruck, dass das Subjekt das andere Subjekt frei es selbst sein lässt, es mithin nicht in das eigene Nutzenkalkül einrechnet. Mit der Freigabe des anderen, beispielhaft verwirklicht im Geschehen von Versöhnung und Verzeihung, lässt das Individuum von seinem Recht ab. Es vermittelt sich also zum anderen hin und wird so zum Begriff, der immer sich selbst und sein Gegenteil umfasst.