Die klassische Säkularisierungsthese von Comte über Durkheim und Talcott Parsons bis weit in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts besagte, dass Säkularisierung ein unaufhaltsamer Prozess sei, der schließlich Religion zu einem atavistischen Relikt aus der Vormoderne marginalisieren oder zum Verschwinden bringen werde.
In den letzten beiden Jahrzehnten wird diese These in den Sozialwissenschaften einer kritischen Revision unterzogen und durch die »Transformations-These« ersetzt: Religion verschwindet nicht unter den Bedingungen der Moderne, sondern setzt sich als intrinsische Religion mit den Erfahrungen und »Nöten des Zeitalters« auseinander. Dabei wird in einigen neueren Studien (Kucuradi, Panikkar), ausgehend von einer Reflexion über das Wort »saeculum«, Säkularisierung von »Verweltlichung« in »Verzeitlichung« (insbes. der Religion) umgedeutet.