Unter dem Aspekt des Verhältnisses von Vokal- und Instrumentalklang wurden verschiedene Werke Reichs vorgestellt und besprochen. Exemplarisch stehen diese für die kompositorische Entwicklung des Komponisten seit den frühen sechziger bis Ende der achtziger Jahre. Das Gemeisame dieser Stücke ist, dass das Kompositionsverfahren Begrenzungen auf mehreren Ebenen vorgibt. Es ergeben sich Beschränkungen auf der Ebene des Ton- bzw. Notenmaterials und den Möglichkeiten ihrer Ausformung (minimal-music). Geprägt sind diese Werke auch von der Suche Reichs nach einer US-amerikanischen Identität, die sich bewusst von den europäischen Musik- und Ästhetikauffassungen lösen will.

Vier Phasen lassen sich unterscheiden:

  1. »Drumming«, 1971 (Die Vokalstimme hebt im Instrumentalklang übergeordnete Melodien hervor. Resulting Patterns entstehen.)
  2. »Music for Mallet Instruments, Voices and Organ«, 1973 (Der Puls der Musik ergibt sich aus dem Atem, sogenannte »breath patterns«.) 3, »The Desert Music«, 1983 (In Anlehnung an William Carlos Williams zeichnet sich hier eine Wende im Werk Reichs ab. Sprache ist nicht mehr nur Vokalise. Wichtig wird nun die Semantik; ein Wortfindungsprozess setzt ein.)
  3. »Different Trains«, 1988 (Rückgriff auf Tonbandstücke der frühen sechziger Jahre / Experimentierfeld für ein neuartiges Video-Musik-Theater-Projekt / Musik soll dokumentieren / Sprachaufnahmen über die Judenverfolgung im 2. Weltkrieg und Aussagen über Reichs Kindheit in den USA erzeugen das musikalische Material / Einsatz von Sampling-Keyboards / Sprechmelodien).

Im Anschluss an den Vortrag diskutieren die Teilnehmer v.a. über folgende Gesichtspunkte: eine ästhetische Einschätzung und Bewertung der Musik Reichs, dokumentarische Verfahren in der Musik, »Collage«-Verfahren, Textinhalt der »Coda« des dritten Satzes von »Different Trains«.