Der sog. „Cappenberger Barbarossakopf“ ist seit seiner Auffindung im Reliquienschrank der früheren Prämonstratenserstiftskirche St. Johannes Evangelist in Cappenberg (zwischen Dortmund und Münster) 1882 eines der bekanntesten Bildwerke des Hochmittelalters. Neue Forschungen von Caroline Horch (Dissertation 2001 und Habilitationsschrift 2007/2013) und von Edeltraud Balzer 2012/2013 wurden hier vorgestellt und fortgeführt.

Der Kopf gelangte durch die Schenkung des Stiftsmitgründers Graf Otto von Cappenberg (+ 1171) in den Besitz des Stiftes – die Urkunde darüber nennt ihn „den silbernen, nach dem Bild des Kaisers geformten Kopf“ – gemeinsam mit der sog. „Taufschale Barbarossas“ (heute Kunstgewerbemuseum Berlin). Das vergoldete, aus Bronze hohl gegossene Bildwerk, 31,4 cm noch, ist zweiteilig und besteht aus dem vollplastischen Kopf und dem Sockel. Der bärtige Kopf zeigt Haarlocken, die durch ein eingetieftes umlaufendes Band unterbrochen sind – hier fehlte eine Krone oder ein juwelenbesetztes Band. Schriftbänder am Hals besagen
„Dies, das hier bewahrt wird ist vom Haar des Johannes / 
Erhöre, heiliger Johannes, die Dich durch Gebet bedrängen.“

Der zweistufige Sockel besteht aus einem doppelten Zinnenkranz, der obere von drei knienden Engeln auf den Händen getragen. Der Kopf hat von unten eine nachträgliche Öffnung, durch die er mit Reliquien befüllt wurde. Auch der obere Zinnenkranz trägt eine zweizeilige Inschrift
„Nimm, o Seher der Offenbarung, das dir gegebene Geschenk als willkommen (gnädig) an /
und eile fromm durch Fürbitte dem Geber Otto zu Hilfe.“

Der Kopf diente der Präsentation des von Otto zeitgleich dem Konvent geschenkten Reliquien-Brustkreuzes, das neben Kreuz-, Christus- und Marien-Reliquien Haar vom Haupte des Hl. Johannes Ev. enthielt. Dieses Ensemble – Kreuz, Kopf, Schale – erinnerten an die Taufe des Friedrich Barbarossa am Johannistag (27. Dez.) 1122, ein halbes Jahr nach Gründung des Stifts Cappenberg: die mächtigen Grafen Gottfried (+ 1127) und Otto von Cappenberg hatten all ihren Besitz dem Hl. Norbert von Xanten zu Stiftsgründungen geschenkt – nur zwei Burgen und 2000 Bauernhöfe in Schwaben erhielt der entfernt verwandte Staufer Herzog Friedrich von Schwaben im Tausch gegen ein von ihm als Siegbringer genutztes byzantinisches Reliquienkreuz.

Friedrich Barbarossa schenkte nun am Osterfest 1156 in Münster seinem Taufpaten Graf Otto die Erinnerungsstücke an seine Taufe: Der Kopf sollte die sieg- und heilbringende Kraft der Reliquien auf den inzwischen zum Kaiser gekrönten Herrscher lenken – durch die Fürbitten des Cappenberger Konvents. Der Kopftyp meint den zum Himmel aufschauenden Kaiser Konstantin – wie dieser vertraute Barbarossa auf das Kreuz als Siegbringer. Die Zinnenkränze des Sockels verbildlichen die Herrschaft des Kaisers über Rom und das Himmlische Jerusalem, die Vision des Johannes, als Zielpunkt jeglicher christlicher Herrschaft, der Kaiser wird nach Ps. 91 „von Engeln getragen“. Nach dem Tode Barbarossas wurde der Kopf zu einem Memorialbild des Graf Otto, später noch zu einem Reliquiar vor allem für die Johannes-Reliquien umfunktioniert.

Inzwischen gelang es sogar, das Reliquienkreuz zu finden. Der Vortrag und weitergehende Erkenntnisse sind nachzulesen: Gerd Dethlefs: Neue Erkenntnisse zum Cappenberger Barbarossakopf, in: Jahrbuch Westfalen 2016, Münster 2015, S. 10-19; ders.: Der Cappenberger Barbarossakopf und sein Reliquienkreuz, in: Westfalen 93, 2015 (im Druck).